present awareness
Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir mit Denken. Es gibt durchaus sinnvolle Gedanken. Aber viele Gedanken sind einfach überflüssig, fehlerhaft und manchmal sogar schädlich. Die meisten Gedanken haben wir bereits gedacht. Selten sind Gedanken neu. Selten sind sie konstruktiv. Wenn ein Gedanke eine unangenehme Empfindung auslöst, kann es sein, dass wir in ein Gedankenkarussell geraten. Wir bestätigen und befeuern unsere unbefriedigende Stimmung mit weiteren Gedanken. Wir glauben diesen Gedanken und verlieren uns in ihnen. Wir denken dann nicht, sondern unsere Gedanken beherrschen uns.
Dieser Umgang mit Gedanken ist zur Gewohnheit geworden. Viele Menschen wissen gar nicht, dass es auch anders geht.
Present Awareness ist eine natürliche Ressource, die von den meisten Menschen kaum genutzt wird.
Jedoch ist das Gleichgewicht zwischen Sein und Tun, zwischen Funktionieren und sich des Augenblicks gewahr sein von entscheidender Bedeutung. Das gilt für unseren Lebensweg, unsere Lebenssituationen, für unsere Beziehungen, unseren Umgang mit uns selbst und unseren Umgang mit der Umwelt.
Nicht jedes Problem kann durch konditionierte Gedanken gelöst werden. Oft geraten wir bei Herausforderungen in nicht enden wollende Gedankenschleifen oder bekommen den Tunnelblick. Dadurch werden Probleme kurzfristig scheinbar gelöst, aber oftmals langfristig verschlimmert.
Mit Present Awareness können wir uns Komplexität erlauben. Wir erkennen, wenn wir konditioniert reagieren, wir erkennen, dass sogenannte Wahrheiten vielleicht nur Halbwahrheiten sind. Wir haben eine Meinung, aber wir wissen, dass es eben nur eine Meinung ist und nicht die absolute Wahrheit. Ein Gedanke ist ein Gedanke. Ein Gefühl ist ein Gefühl. Nicht weniger und nicht mehr. Das befähigt uns, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen.
Present Awareness stärkt die Resilienz. Denn wenn wir erkennen, dass Gedanken und Gefühle vorübergehende Ereignisse sind, beginnen die Fixierungen in unserer Psyche, sich zu lockern und aufzulösen. Dadurch wird eine beträchtliche Energie freigesetzt, die wir nutzen können, um auf Herausforderungen angemessen zu reagieren.
"Anstatt die Realität so anzunehmen, wie sie ist, ist die linke Gehirnhälfte hoffnungslos süchtig nach Geschichten und Interpretationen der Realität, die kurzfristig erfolgreich Sinn und Bedeutung bieten, aber unvermeidlich Absturz ins Leiden bringen. Und die meisten Menschen bemerken nicht einmal, dass sie sich in diesem Kreislauf befinden."
Chris Niebauer, Neuropsychologe